Bevor sie gleich schreiend weglaufen, es ist nicht so wie sie denken! Stattdessen erläutert Lewis Porter hier, warum er komplett auf irgendwelche Leader oder Schlagschnüre verzichtet, um so viel dezenter und direkter nur mit durchgehender Hauptschnur quasi „nackt“ zu fischen. 

So lange ich mich erinnern kann, fische ich mit bleifreien und vorher mit Leadcore, das einen Bleikern enthielt. Es war meine Standardmontag an quasi jedem von mir beangelten Gewässer. Und doch, gerade nachdem ich immer mehr von Rob Hughes Unterwasseraufnahmen gesehen hatte, habe ich mich dann montagetechnisch in eine andere Richtung entwickelt. 

Rob erzählte mir, dass unter wirklich allen Umständen Fluocarbonschnüre oder auch einfache Monofilschnüre am schwierigsten bei seinen Tauchgängen auszumachen waren. Und während wir filmten, erzählte er mir, dass er immer am einfachsten das Rig beim Tauchen finden würde, wenn er einfach nach dem Leader suchte, da dieser immer sehr einfach zu sehen und somit auch zu finden war. War jedoch die Montage an Fluocarbon oder einfach an die Hauptschnur geknotet, musste er wirklich nach dem Rig suchen. 

Ich fischte zu der Zeit gerade am Bundy und da es kein Leaderverbot generell gab, nur Leadcore war verboten, fischte ich zuerst mit 30Ib Illusion Fluorocarbon-Leadern, die robust, flexibel und ziemlich unsichtbar sind. Wenn ich mir meine Montage im  Flachwasser anschaute, erschien sie perfekt und normalerweise konnte ich nur meinen Hakenköder sehen.

Trotzdem störte mich immer der Knoten zum Leader gerade an ein oder zwei Angelplätzen, da dieser Kraut im Drill aufsammelte und so immer wieder die Schnur im Spitzenring im Drill blockierte, was das Landen der Fische natürlich ziemlich schwierig machte.

Ich sprach mit Rob darüber und er meinte, dass die Lösung ganz einfach sei – benutze einfach durchgehend die dickste Monofilschnur, mit der du noch den Angelplatz anwerfen kannst und verzichte auf den Leader. Bald begann ich dann am  Caravan See auf den Zeiler zu fischen und hatte dafür meine Rolle mit durchgehender 23Ib Exocet bespult. Ich entschied mich dafür, die Schnur durgehend ohne Leader zu fischen, jedoch im wichtigen Bereich oberhalb des Rigs auf ein bis zwei Metern einige Stückchen Knetblei zum Absenken der Hauptschnur auf den Gewässerboden zu verteilen.

Ich konnte mit der 23Ib Exocet rund 75 Meter weit werfen und war damit zufrieden, wechselte aber dennoch etwas später zu der verjüngten Tapered Exocet Schnur, die sich von 35Ib auf 15Ib verjüngt und ich so – ganz ohne Knoten – doch eigentlich wieder einen dicken Mono-Leader zur Verfügung hatte, aber dennoch weit werfen konnte. Die 0,50mm am wichtigen Montageende waren dann nämlich genauso, als hätte ich noch meinen alten Fluorocarbonleader im Einsatz – nur ohne Knoten. 

Ich fische seitdem immer so und setze keine separaten Leader mehr rein, solange ich nicht wirklich echten Abriebschutz mit einer längeren und noch dickeren Schlagschnur benötige. Hierfür greife ich dann auf bleifreie Materialien zurück.

Es wird häufig behauptet, dass das Fischen ohne Leader oder Schlauch die Fische im Drill beschädigen könnte, aber ich kann das überhaupt nicht bestätigen. Ich kann hier nur über meine eigenen Erfahrungen sprechen, aber ich kann ehrlich behaupten, dass ich noch nie mit der 23Ib/0,40er Monofilschnur oder der verjüngten Schnur eine Schuppe angehoben habe. Denken sie doch nur einmal darüber nach, dass derart dicke Schnüre kaum einen Unterschied zu einem Leader machen und selbst beim Zig Rig-Angeln, wo viel dünnere Schnüre ohne Leader eingesetzt werden, nichts passiert. Wenn ich nur einmal einen Fisch landen würde, den ich mit meiner Taktik Schaden zugefügt hätte, würde ich meine Taktik natürlich sofort überdenken, aber dies war bisher eben noch nie der Fall.

Was andere darüber denken oder wie andere es halten, ist deren Ding. Ich bleibe jedenfalls bei meinem Weg, da ich den Fischen keinen Schaden zufüge.

Meistens setze ich Safety Clips in Kombination mit einem Hinged Stiff Rig einen, wobei der Boom-Abschnitt aus weichem oder halbsteifem Material besteht. Denn selbst auf dem saubersten Gewässerboden liegen immer noch Partikel, denen sich ein weicher Boom viel besser anpasst als ein wirklich steifes Material. 

Wenn ich auf maximale Distanz fische, wechsle ich zu einer Helikopter-Montage, welche manche Menschen das MK2 Cod Rig Rig nennen, die aber tatsächlich eher ein verkürztes Hinged Stiff Rig ist. Aktuell nutze ich dafür 30Ib Rigidity als kurzen Boom-Abschnitt.

Auch mit einer Helikopter Montage fische ich immer noch mit der durchgehenden verjüngten Hauptschnur, auf der ich einen Tungsten Main Line Sinker mit einer 5mm Perle nicht zu weit oberhalb des Bleis positioniere, damit das Rig nicht zu weit die Schnur hochrutscht. Ans Ende setze ich einen Drop-Off Heli Buffer Sleeve, dessen kurzes, verjüngtes Gummiende die Schnur optimal vor dem Rigwirbel im Drill schützt. Die Chance auf Schnurbruch bei einem 0,50mm Schnurende in Kombination mit dem schützenden Buffer Sleeve ist wirklich minimal, sodass man sich nach einigen erfolgreichen Drills mit dieser Montage wirklich gar keine Sorgen mehr macht. Sie können diese Montage übrigens auch mit einem sich lösenden Blei fischen, indem man in dem Sleeve das Blei mit einem  PVA-Stop fixiert und nicht anknotet. Dabei sitzt das Blei immer noch so fest, dass man das Blei beim normalen Einholen nicht verliert.   

Ich will das Blei nur bei komplett verkrauteten oder in extrem hindernisreichen Gewässern verlieren, im offenen Wasser soll es aber ruhig an der Schnur verbleiben. Mit dem kurzen Hinged Stiff Rig glaube ich kaum, dass der Fisch den Hakensitz durch das Blei lockern kann, sodass ich mir darüber keine Gedanken mache. Manche Leute zeigen einem dann, wie sie das Blei in der Luft hin und her schütteln, aber mit dem Wasserwiderstand entsteht das Problem meiner Meinung nach im Drill gar nicht. Wie auch immer, ich mache mir da keine Sorgen…

Um aber wieder zurück zum Fischen mit durchgehender Hauptschnur zu kommen, möchte ich noch auf den Einwand einiger Leute eingehen, dass der Verzicht auf Leader oder Schlauch die Gefahr von Schnurverwicklungen erhöhe. Mit dem Helikopter-Montage kommt es durch den Rotationseffekt ohnehin kaum zu Verwicklungen. Und das selbst dann nicht, wenn man mit durchgehender Hauptschnur fischt. Es mag sein, dass die Verwicklungsgefahr mit Lead Clips etwas höher ist, aber ich nutze immer zwei PVA-Schaumstücke in einem kleinen PVA-Netz, was ich vor dem Wurf auf den Haken ziehe. Dadurch bleiben Haken und Blei im Wurf voneinander getrennt und ich kann beides auch viel besser im Wurf sehen. Indem ich den Wurf zusätzlich noch sauber gegen den Clip abfedere, strecke ich die Montage vor dem Auftreffen auf die Wasseroberfläche und verhindere so Verwicklungen effektiv. Zusätzlich lassen die PVA-Schaumnuggets das Rig noch schön langsam erst nach dem Auflösen auf den Gewässerboden sinken.  

Eine letzte Sache, die ich mache, um Verwicklungen zu vermeiden, ist es, dass ich meine normalen Tailrubber am Clip gegen die Naked Line Tail Rubber aus der Edges Serie austausche. Diese sind länger, als die Standardversion und noch speziell zusätzlich verjüngt, sodass sie sehr sauber mit der Hauptschnur abschließen. Früher habe mir die Sleeves selber mit dünneren Sleeves oder Tube verlängert, aber nachdem ich dies Scoot und Shaun aus der Produktentwicklung bei Fox gezeigt habe und erklärte, warum ich das machte – die Schnur sollte sich nicht um die Kante des Übergangs an einer durchgehenden Hauptschnur drehen –, nahmen sie sich dieses Problems an und entwickelten die neuen Naked Line Versionen. Diese sind zudem großartig, wenn man mit Zigs fischt.

Ich bin jetzt beinahe mit meinen Ausführungen fertig, aber ich möchte noch auf ein mögliches Problem eingehen, wenn man mit Anti-Tangle-Tubing fischt. Und das sollten gerade die lesen, die ich bisher noch nicht vom Fischen ohne Schlauch überzeugt habe. 

Mit einer Safety Clip-Montage wird der Tail Rubber im Falle eines sich lösenden Bleis (und das ist ja der Hauptgrund, warum man diese Clips benutzt) nach oben vom Clip geschoben, sodass sich das Blei vom Haltearm lösen kann. Nun ist es aber fast immer so, dass der Schlauch im Tailrubber steckt und nicht am Clip selbst fixiert ist und der Schlauch deshalb samt Tail Rubber mit die Schnur zum Lösen des Bleis hochrutschen muss. Und das kann zum echten Disaster werden, wenn man in krautreichen Gewässern fischt und zu vielen weiteren Problemen führen, da sich der Schlauch dann nicht durch ein Blockieren oder Verstopfen nach oben schiebt und das Blei mit dem Tail Rubber festsitzt. Ich wollte nur darauf hinweisen, damit sie unvoreingenommen an die Sache herangehen und wirklich einmal über die Vor- und Nachteile des Fischens mit oder ohne Leader und Tubing nachdenken. 

Letztendlich ist es ihre Entscheidung, wie sie auf Karpfen angeln, aber ich hoffe, dass ich sie zumindest einmal zum Nachdenken angeregt habe, wenn sie sich demnächst für einen Montageaufbau entschei